5 Fragen an: Arnoud de Kuiper über die Trends der CNC-Automatisierung im Jahr 2024

Das Jahr 2024 wird ein aufregendes neues Kapitel für die Zerspanungsindustrie sein. Herr de Kuijper, CEO von Cellro, teilt seine Ansichten darüber, wie Automatisierung und Digitalisierung die Zukunft der Zerspanungsindustrie gestalten werden. 

Herr de Kuijper welche wichtigen Trends sehen Sie für das Jahr 2024? 

“ Im Jahr 2024 wird die Bewältigung von wechselnder Kundennachfrage einen zentralen Fokus darstellen. Der Markt hat sich lange Zeit auf kontinuierliches Wachstum konzentriert, aber jetzt sehen wir eine Verlagerung hin zu Zeiten mit schwankender Arbeitsbelastung. Manchmal gibt es weniger Arbeit, und dann wieder eine Spitze, bei der eine schnelle Lieferung erforderlich ist. Dies erfordert einen dynamischen Ansatz für die Produktivität. 

Herr de Kuijper sieht eine weitere Entwicklung: “ Eine weitere bedeutende Veränderung betrifft die Verfügbarkeit und Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter. Wir beobachten, dass sich die Präferenzen der Menschen zunehmend hin zu kürzeren Arbeitswochen verschieben. Dies unterstreicht die wachsende Relevanz des Gleichgewichts zwischen der Verfügbarkeit von Mitarbeitern, Maschinen und Automatisierung. Die Fähigkeit, flexibel und effizient auf sich ändernde Marktanforderungen zu reagieren, gepaart mit einem intelligenten Einsatz menschlicher und technologischer Ressourcen, gewinnt damit zunehmend an Bedeutung.“ 

„Die Zeiten, in denen die Bediener ihre Roboter mit dem control panel programmieren mussten, liegen weit hinter uns.“

 

Wie reagieren die zerspanenden Unternehmen auf diese Trends? 

„Zerspanungsunternehmen haben oft eine lange Tradition des Vertrauens und der Qualität mit ihren Kunden. Es ist eine Herausforderung, neben diesen bestehenden Beziehungen neue aufzubauen. Jedes Unternehmen hat seine eigenen Präferenzen in Bezug auf die Art der Arbeit, ob es sich nun um Einzelstücke mit viel Nachbearbeitung, High-Mix, Low-Volume oder Serienproduktion handelt.“ 

Arnoud unterstreicht die Bedeutung einer klaren Entscheidung für Maschinen und Automatisierung: „Eine strategische Entscheidung sowohl für Ihren Maschinenpark als auch für die Automatisierung ist unerlässlich. Sie sendet ein klares Signal an Ihre Kunden über Ihre Produktionsmöglichkeiten und Qualität. 

Als Beispiel führt Arnoud das niederländische Unternehmen Boers & Co an. „Sehen Sie sich Boers & Co an, einen unserer Kunden. Ihre Entscheidung, in unsere Xcelerate X35 zu investieren, hat nicht nur ihre Produktionseffizienz erhöht, sondern auch ihre Fähigkeit gestärkt, vielfältige Aufgaben zu übernehmen und die Qualität zu sichern. Diese Art von Anpassungen ist entscheidend für den Aufbau neuer Kundenbeziehungen und die Aufrechterhaltung der handwerklichen Fähigkeiten in ihrem Produktionsprozess.“ 

Wie blicken Sie auf die Innovationen der letzten Jahre zurück? 

„Die Steigerung der Flexibilität in der CNC-Fertigung ist essentiell. Deshalb haben wir in den letzten Jahren unser standardisiertes CNC-Automatisierungsportfolio weiter ausgebaut, um eine noch bessere mannlose Fertigung von mehreren kleinen Produktserien zu ermöglichen. Dazu haben wir unter anderem fortschrittliche Greifer Technologien, wie die R-C2 der Schweizer Firma Gressel, eingesetzt.“ 

Es gab eine weitere wichtige Entwicklung: „Ein weiterer Schwerpunkt war es, den Bedienern die Arbeit mit der Roboterautomatisierung so einfach wie möglich zu machen. Die Zeiten, in denen die Bediener ihre Roboter mit dem control panel programmieren mussten, liegen weit hinter uns. Heute helfen benutzerfreundliche Bedieneroberflächen schnell neue Produkte zu konfigurieren und Produktionsaufträge zu planen.“ 

Cellro future automated CNC-shopfloor

Was ist die langfristige Vision von Cellro in diesem sich verändernden Markt? 

„In der Zukunftsvision von Cellro liegt der Schwerpunkt auf der Erreichung eines effizienteren CNC-Fertigungsprozesses durch unser digitales Ökosystem und unsere Manufacturing Intelligence-Plattform. Durch die Digitalisierung schaffen wir ein nahtlos integriertes und automatisiertes CNC-Fertigungssystem. Dies ermöglicht eine bessere Entscheidungsfindung und eine effizientere Ausführung von CNC-Fertigungsaufgaben.“ 

Herr de Kuijper erklärt: „Bei vielen Bearbeitungsvorgängen wird der Arbeitsprozess vorübergehend unterbrochen, wenn Material, Werkzeuge und Vorrichtungen an die Maschinen geliefert werden. Ein erster Schritt besteht darin, wesentliche Prozesse wie Arbeitsvorbereitung, Werkzeugverwaltung, Auftragsplanung und Messsysteme zu digitalisieren. Damit machen die Zerspanungsbetriebe einen wichtigen Schritt in Richtung einer besser organisierten und kontinuierlichen Produktion.“ 

Er fügt hinzu: „Wir beobachten auch ein zunehmendes Interesse an der Automatisierung von Logistikprozessen. Die Integration dieser Prozesse in unsere Plattform, wie z.B. die Automatisierung der Anlieferung und des Abtransports von Rohmaterial und Werkzeugen durch AGVs (Automated Guided Vehicles), wird die Effizienz und Flexibilität des Produktionsprozesses weiter verbessern.“ 

„Auch die Modularität unseres Produktportfolios steht ganz oben auf der Agenda. Cellro möchte flexible Automatisierungslösungen anbieten, die mit den Bedürfnissen unserer Kunden wachsen. Wir wollen langfristige Partnerschaften eingehen. Als Beispiel führt Arnoud den Fall KMWE an. „Unsere Zusammenarbeit mit KMWE, einem führenden Unternehmen in der Produktion und Montage von Präzisionskomponenten, besteht seit mehr als 10 Jahren. Bei unserer Zusammenarbeit geht es darum, eine wertvolle Partnerschaft zu schaffen, in der wir gemeinsam ihre Produktionsprozesse optimieren können“, erklärt er. 

„Zerspanungsunternehmen, die CNC-Automatisierung strategisch einsetzen, machen oft einen Wandel durch. Sie können nicht mehr ohne sie auskommen. Denn wer möchte nicht von 6 auf 18 tägliche Spindelstunden pro CNC-Maschine kommen?“ 

 

Welchen Rat würden Sie abschließend Zerspanungsunternehmen geben, die in diesem Jahr in CNC-Automatisierung investieren wollen? 

„Zerspanungsunternehmen, die CNC-Automatisierung strategisch einsetzen, machen oft einen Wandel durch. Sie können nicht mehr ohne sie auskommen. Dieses Umdenken führt fast automatisch zu mehr Erfolg. Denn wer möchte nicht von 6 auf 18 tägliche Spindelstunden pro CNC-Maschine kommen?“ 

„Wenn man über eine CNC-Automatisierung nachdenkt, sollte man sich die Frage stellen: Welche Arbeiten passen am besten zu meinem Unternehmen und zu den Fähigkeiten der Bediener? Es ist nicht immer kosteneffizient, alle manuellen Prozesse auf einer CNC-Maschine zu automatisieren. Denken Sie an die 80-20-Regel: Was wäre, wenn Sie 80 % der am häufigsten anfallenden Arbeiten automatisieren würden? Ein solcher Ansatz kann die Investition halbieren“. 

Herr de Kuijper schließt ab mit: „Jedes Bearbeitungsunternehmen ist einzigartig und es gibt keinen Standardweg zum Erfolg. Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Parteien und die gemeinsame Erstellung einer Roadmap erweisen sich oft als erfolgreich. Cellro geht über die reine Lieferung von Automatisierungstechnik hinaus. Wir untersuchen gemeinsam mit den Kunden, was benötigt wird, sei es Automatisierung, Digitalisierung oder Logistikoptimierung. Wir sind bereit, die Möglichkeiten zu diskutieren, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam eine maßgeschneiderte Lösung zu entwickeln.“